Das ehemalige Rittergut fällt bei der Einfahrt in den Ort direkt ins Auge und ist definitiv das Highlight. Hier finden sich viele Gebäudeabschnitte, Mauern und eine große Gartenanlage, die so einiges von der Historie des ehrwürdigen Anwesens erzählen. Die Chronik reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück und nimmt den Leser mit in die Geschichte der Barockzeit, der Gründerzeit, den Umbruch in den 1970er Jahren bis hin in die heutige Zeit.
Westerbrak wurde urkundlich erstmals 1033 erwähnt. 1618 wird es eigenständiges Rittergut unter Heinrich Albrecht von Grone, der mit dem Bau des Herrenhauses beginnt. Die Entwicklung des Gartens begann unter seinem Enkel Henrich Eckbrecht von Grone (1649-1726). in seinen Funktionen als hochfürstlicher Schatz- und Landrat des braunschweigischen Herzöge und als erster Probst des Stiftes Steterburg kannte er die barocken Anlagen, die unter Herzog Anton Ulrich im Fürstentum Braunschweig entstanden. Diesen Vorbildern nacheifernd fing H. E. v. Grone in den Jahren 1667-1678 mit dem Bau und der Gestaltung des Gartens an. Mit erheblichem Aufwand wurden drei Terrassen gebaut, die über Treppenanlagen miteinander verbunden waren.
Nachdem die Hauptstruktur der Anlage mit den Terrassen im 17. Jahrhundert geschaffen war, gestaltete August Ernst Carl von Grone (1694-1765) die Hofanlage, wie sie sich uns heute in ihrer Symmetrie darstellt. Gleichzeitig ließ er im Garten das Engelstor, ein großeres Fontänebecken und ein achteckiges hölzernes Lusthäuschen bauen. Ähnlich wie in Wendhausen war der Garten mit zahlreichen Hecken und Alleen angelegt und mit den im 17. Jahrhundert als Modeerscheinung aufgekommenen Frantzbäumen (Zwergobst) versehen. Als Planunterlage ist ein Feldriss im Zuge der allgemeinenLandesvermessung von 1761 durch Georg Christian Geitel vorhanden. Der Plan zeigt deutlich die Symmetrie und axiale Ausrichtung des Parks und das Rondeel der dortigen Brunnenanlage sowie an der Grenze zum Garten das alte Herrenhaus mit südwestlich gelegener Brauerei. Diese erste Blüte des Gartens währte bis 1742. Im Jahre 1755 ging A. E. C. von Grone in Konkurs. Die Bauwerke und der Garten litten unter der nachlässigen Pflege der folgenden Pächter und dem siebenjährigen Krieg. Im Jahre 1770 gelang es dem Neffen Carl Rudolph von Grone, die hinterlassenen Schulden zu tilgen und die Erbschaft anzunehmen. Da auch er keine Nachkommen hatte, trat 1801 sein Neffe Friedrich August von Grone des Erbe an. 1816 wurde unter seiner Regie das baufällige Herrenhaus abgerissen. Es entstand der Garten auf der oberen Terrasse.
Mit dem Aufschwung der Gründerjahre lebte die Bautätigkeit in Westerbrak wieder auf: 1855 entstand der Anbau - ein streng wirkender klassizistischer Bau mit Rundbögen - in Richtung Garten am ehemaligen Brauhaus, das nach dem Abriss des alten zum neuen Herrenhaus geworden war. Der Garten selbst behielt seine architektonischen Hauptstrukturen und war um 1890 in einem sehr gepflegten Zustand. Wie in anderen adeligen Gutsgärten findet sich auch in Westerbrak das Neben- und Miteinander der Zier- und Nutzflächen. Eine große Umgestaltungswelle um 1900 hin zum englischen Landschaftsgarten hat Westerbrak bis auf die untere Terrasse verschont. Hier wurden groß wachsende Bäume gepflanzt und geschlängelte Wege angelegt. Drei kleine Grotten aus Tuffstein verstärkten den verwunschenen Charakter.
Durch die Heirat von Siegfried von Grone mit Agnes von Hammerstein kam neuer Schwung in das Anwesen. Voller Energie begann sie mit der Gestaltung des Gutes und Gartens. Sie ließ das Obergeschoss des Herrenhauses in das heute zu sehende barocke Walmdach mit Gauben umbauen und schloss die Hofsituation durch verbindende Stallungen. Im Garten nahm sie Vorstellungen der reformierten Gartenkunst auf und unterstrich im Sinne Gertrude Jeckylls seine architektonischen Grundzüge durch prachtvolle, breit angelegte Staudenrabatten entlang der Wege. Sie schmückte diese mit blauem Rittersporn nach Karl Foerster, dessen Buch sich in ihrer Bibliothek findet und mit dem sie wohl die Vorliebe für die "blauen Schätze" teilte.
In den siebziger Jahren fiel nach fast 10-jährigem Kampf und Einschaltung höchster Gremien und Funktionträger die untere Terrasse (der "englische Garten") einer Straßenbaumaßnahme zum Opfer. Das damals nach Osten gelegende Engelstor wurde auf die Symmetrieachse nach Norden versetzt. Neben dieser Veränderung erfuhr das gesamte Rittergtut den letzten Jahrezehnten weitere Einschnitte. Der allgemeine Strukturwandel, verbunden mit den veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen, ist die Ursache, dass in den letzten Jahren die aufwendigen Pflegemaßnahmen - wie in vielen der kleineren und privaten Gutsanlagen - aufgrund mangelnder finanzieller und personeller Mittel eingeschränkt werden mussten.
Dank vielfätiger Bemühungen von zahlreichen helfenden Köpfen und Händen konnte im Jahr 2002 mit der Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Gartenanlage begonnen werden. Es wurde ein der Situation entsprechendes behutsames Konzept gewählt. Zu den Arbeiten gehörten die aufwndige Instandsetzung von Treppen und Mauerwerk der oberen Terrasse, gartenbauliche Maßnahmen wie Rodungs- und Pflanzarbeiten, Wegebau und Baumsanierung sowie schmiedeeiserne Arbeiten und die Wiederinbetriebnahme der Fontänenanlage.
Die Sanierung der historischen Gartenanalge wurde ermöglicht dank der großzügigen Unterstützung von:
Ergänzender Link zu Niedersächsische Gesellschaft zur Erhaltung historischer Gärten